DIE SCHWEIZER PLATTFORM FÜR KREATIVITÄTSFÖRDERUNG

Raus in die Natur!

Kind in der Natur

Unsere Gastautorin Stefanie Riedel zeigt Dir, wie Du die Natur mit Deinem Kind neu entdecken kannst.

Knallrote, duftende Tomaten, saftige Erdbeeren, seltsame Käfer – auf meinen Entdeckungsreisen durch den Garten meiner Oma spürte ich das warme, vom letzten Sommerregen noch feuchte Gras zwischen meinen Zehen. Fasziniert harrte ich geduldig vor einem frischen Maulwurfshaufen aus, bevor ich auf die Idee kam, dem Maulwurf entgegen zu graben. Diese bunte Vielfalt an Sinneseindrücken, Erlebnissen und Entdeckungen hinterliessen ein Gefühl von Abenteuer und noch heute spüre ich die Geborgenheit von Omas Garten.

Ich half beim Giessen, Beeren sammeln, Gurken ernten... Stolz brachte ich einen nahezu perfekt runden Apfel ins Haus und teilte ihn mit Oma. Es gab immer etwas zu tun, es war erfüllend und intensiv. Ich war immer im Hier und Jetzt. Mal langsam, mal schnell. Manchmal verbrachte ich Stunden damit, Blütenkostüme und Gräserhängematten für meine Puppen zu bauen, manchmal erntete ich den halben Garten ab für den Mittagstisch. Egal was und wie – es war sinnvoll in meiner kleinen Welt.

Der heutige Alltag fordert viel von unseren Kindern und ist geprägt von Platz und Bewegungsmangel. Das Überangebot an Medien, fertigen Spielsachen und organisierten Freizeitaktivitäten schränken den Raum für Kreativität, Erforschen und freies Ausprobieren ein. Immer mehr fehlt der Bezug zu elementaren Dingen des Lebens, wie dem Wandel der Jahreszeiten, das Wahrnehmen mit allen Sinnen oder das sichere Bewegen im unwegsamen Gelände. Die Natur bietet die besten Möglichkeiten, die Bedürfnisse nach Bewegung, Entdecken und Erforschen, dem selbständigen Handeln im Spiel und in der Gestaltung nach eigenem Tempo zu stillen. Alle Sinne sind aktiv.

 Natur mit Kind

«Komm, wir schauen, was wir heute Interessantes entdecken!»

Die Bedürfnisse und Interessen der Kinder sind unterschiedlich, alles braucht seine Zeit. Ein Spaziergang zum Wald und zum Fluss mit den Worten «Komm, wir schauen, was wir heute Interessantes entdecken!» kann schon ein Gefühl von Abenteuer wecken.

Um Neues zu entdecken und mit offenen Augen durch die Natur zu schweifen hilft es manchmal mit einer konkreten Idee los zu gehen. Zum Beispiel gemeinsam in der Natur nach einer bestimmten Farbe oder Gesichtern suchen. Oder zählen wie viele verschiedene Käfer man auf dem Spaziergang findet.

Oft braucht es aber gar keine konkreten Vorgaben: Mit offenen Sinnen entdeckt man gemeinsam etwas Besonderes – so kann ein Meter Weg schon auch mal eine Stunde dauern. Es kommt nicht darauf an, eine Strecke zu schaffen, vielmehr einen Ort zum Verweilen zu wählen. Beobachten, entdecken, vielleicht mit dem Entdeckten etwas anzufangen, bis das Kind ins eigene Spielen kommt. Dabei braucht man dann gar nicht mehr zu helfen. Zwei Stöcke machen Musik, Steine werden eine lange Schlange, Blätter, Moos ein Sitzplatz zum Zvieri. Das genügt schon, um das Naturerleben des Kindes zu aktivieren. Es klingt, es riecht, es fühlt sich warm oder kalt an. Einfach nur da sein. Es wird sich nach und nach eine Freiheit entwickeln und das nicht nur für die Kinder.

 

 

Über Stefanie Riedel von Gartenkinder.ch

Sie ist Mutter von 2 Kindern im Alter von 8 und 10 Jahren und ist Dipl.Ing. Naturschutz & Landschaftsplanung, Spielgruppenleiterin Gartenkinder Zürich seit 2011

Seit über 10 Jahren bietet Stefanie bei den Gartenkindern Zürich einen Spielort an, wo das einfache und natürliche Spielen mit den Elementen im Vordergrund steht. Bei jedem Wetter entdecken sie gemeinsam die Vorgänge in den Jahreszeiten. 

Der frühe Bezug zur Natur und die Suche nach Einklang mit ihr liess letztendlich die Idee der Gartenkinder reifen und entstehen. Sie stellte sich vor, mit Kindern das Naturerleben und das Umweltbewusstsein zu fördern. Umweltschutz bei den Wurzeln zu beginnen, das „richtige Leben“ zu üben, handgemacht, authentisch, mit Lebensfreude. Ihr Garten für Kinder beinhaltet alles, was ihr pädagogisch sinnvoll erscheint. 

  • Freies Spiel, d.h. ohne Störung und ohne Ziel als Grundlage der Persönlichkeitsentwicklung
  • bessere Entwicklung Grob- und Feinmotorik als Motor für Sprach- und Denkvermögen
  • Selbstwirksamkeit ausprobieren mit dem, was draussen vorhanden ist
  • „echte“ Gefühle verstärkt erfahren – Kälte, Hitze, Freude, Frustration, Mut …
  • Gemeinschaftlichkeit beim gemeinsamen Tun
  • den Rhythmus der Natur erleben und intuitiv verstehen

     

     

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